Bequemlichkeit, Bewertungen und große Auswahl gehören zu den am häufigsten genannten Vorzügen des Onlinehandels. Dennoch würden sich viele Online-Kunden allzu gerne wieder in den stationären Handel zurückholen lassen. Händler müssen sich zum Ende der Pandemie auf die eigenen Stärken besinnen und das Einkaufserlebnis vor Ort noch attraktiver machen.
Stationäre Händler können im Gegensatz zu ihren ungeliebten Onlinekollegen mit vielen Vorteilen aufwarten. Diese zu kennen und zu nutzen bedeutet, erfolgreicher zu verkaufen.
Inhaltsverzeichnis ● Stationäre Einzelhändler müssen einen Mehrwert für Kunden schaffen ● Die 10 wichtigsten Gründe für das Einkaufen im stationären Einzelhandel ● Innenstadtförderung ist die Förderung des stationären Einzelhandels |
Die Corona-Pandemie wirkt auf den stationären Einzelhandel wie ein Brandbeschleuniger: Laut einer Studie des Handelsverbandes Deutschland (HDE) wuchs im Jahr 2020 der Umsatz des Onlinehandels dreimal so schnell wie der Umsatz der stationären Einzelhändler. Wir alle wissen natürlich, dass die coronabedingten Lockdowns die Hauptursache dafür waren. In der Politik hat man die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung längst erkannt und mit der ungewissen Zukunft der Innenstädte und einer drohenden Verödung in Verbindung gebracht. Jetzt versucht man, mit gezielten Fördermaßnahmen massiv gegenzusteuern.
Das Handeln der politischen Akteure ist richtig und wichtig, dennoch kann und muss sich jeder Einzelne fragen, was er oder sie einer weiteren Erosion des lokalen Handels und der Innenstädte entgegensetzen kann. Konsumenten müssen ihre Umsätze ganz bewusst vom Netz auf die Straße umleiten, und so dem stationären Handel systematisch den Rücken stärken.
Stationäre Einzelhändler müssen einen Mehrwert für Kunden schaffen
In diesem Artikel wollen wir uns aber stärker damit beschäftigen, welchen Beitrag Händler selbst leisten können und leisten müssen, wenn sie denn überleben wollen. Alle Appelle an Politik und Konsumenten helfen langfristig wenig, wenn Kunden keinen echten Mehrwert im Laden bekommen. Den Onlinehandel mit den eigenen Waffen (Bequemlichkeit, Bewertungen und große Auswahl) zu schlagen, ist unmöglich, das sollten Sie nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Besinnen Sie sich stattdessen auf ihre Stärken und ureigenen Vorteile! Wenn Sie diese kennen, konsequent nutzen und den Kunden gegenüber herausstellen, können Sie den Onlinehandel schnell hinter sich lassen.
Wir haben deswegen die 10 wichtigsten Gründe für das Einkaufen im stationären Einzelhandel hier zusammengestellt. Natürlich sind diese keine Selbstläufer oder gar Naturgesetze, die immer und überall gelten. Vielmehr sollten Sie jeden einzelnen Punkt genau kennen, verinnerlichen und so aktiv wie möglich umsetzen.
Die 10 wichtigsten Gründe für das Einkaufen im stationären Einzelhandel
1.Persönliche Beratung im Laden! Diese Möglichkeit unterscheidet Sie am stärksten vom Onlinehandel, diesen Unterschied wird Ihnen auch niemand nehmen können. Sie müssen aber genau das zu Ihrem größten Vorteil ausbauen und konsequent nutzen. Denn die zwischenmenschliche Komponente ist Kunden beim Einkauf im Geschäft äußerst wertvoll, die persönliche Ebene schafft Vertrauen und Sympathie und sorgt für ein gutes Gefühl beim Kauf. Gute Verkäufer verstehen es, sich als Person einzubringen, dennoch den Kunden und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Zuletzt kauft der Kunde auch deswegen, weil er sich verstanden und gut beraten fühlt. Und ganz wichtig: Der Kunde kommt gerne wieder zurück in den Laden. Die ganze Technik taugt nichts, Kunden suchen keine künstliche Intelligenz, sondern menschliche Aufmerksamkeit und Nähe!
Durch nichts zu ersetzen: Freundliche Verkäufer im Einzelhandel bei der persönlichen Beratung!
2. Sofortige Verfügbarkeit aller Waren! Kunden können gekaufte Waren sofort in Empfang nehmen, das ist ganz wichtig und das gibt es tatsächlich nur bei Ihnen im Laden! Alle Onlinehändler werben in ihren Shops mit kurzen Lieferzeiten, stationäre Händler liefern immer in Echtzeit! Selbst das gehypte Same-Day-Delivery wirkt dagegen wie eine Schneckenpost. Versand und Lieferung sind die Achillesferse des Onlinehandels und werden es immer bleiben. Zu Beginn des Einkaufens steht vielleicht der freundliche Mitarbeiter aus dem Chat oder vom Telefon, am Ende der Kette lauert ein muffiger Paketfahrer oder noch größerer Frust in der telefonischen Warteschleife eines der großen Paketdienste. Der Wegfall von Versand und Lieferzeiten beim Einkauf im stationären Handel ist gerade für Last-Minute-Geschenke unverzichtbar – werben Sie aktiv damit!
3. Produkte zum Anfassen! Dreidimensionale Fotos, detaillierte Produktbeschreibungen und geprüfte Rezensionen sind klasse, aber nichts geht über anfassen und anprobieren, wir wollen die Qualität mit allen Sinnen selbst prüfen. Wer möchte kann sich vorher im Shop schlau machen und dann zu uns in den Laden kommen. Locken Sie Kunden mit diesem sinnlichen Erlebnis, bieten Sie Produkte zum Anfassen.
4. Sie haben Sortimentskompetenz! Dieser Vorteil ist vielleicht nicht ganz einfach verständlich, Sie werden aber schnell verstehen, was sich dahinter verbirgt. Bei Amazon, Otto und Zalando stellen Onlinemanager das Sortiment zusammen und befolgen das Motto: Je mehr desto besser! Dadurch kommt viel Mist und Schrott in den Katalog, der dann auch noch mit dem Vorteil der großen Auswahl beworben wird. In Wahrheit ist Ihr Sortiment natürlich kleiner auch aber deutlich besser! Weil Sie sich wirklich auskennen, und die Kompetenz für Ihr Sortiment wie selbstverständlich mitbringen. Das ersetzt tausend (meist inkompetente) Bewertungen je Produkt!
5. Atmosphäre und Präsenz! Für viele Käufer ist eine angenehme Atmosphäre ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung für einen Einkauf im stationären Handel und gegen das Onlineshopping ist. Eine positive und schöne Atmosphäre trägt ganz wesentlich zu einem guten Einkaufserlebnis bei.
6. Keine elektronische Überwachung! Wir alle fürchten uns davor, beim Onlineshopping ausgespäht zu werden. Cookies und Konten speichern alles und machen uns ungewollt zum gläsernen Kunden. Manipulative Werbung und Newsletter im Postfach werden zurecht als Stalking empfunden.
7. Personalisierung und Anpassung! Der Modehändler hat eine Änderungsschneiderei, der Fahrradhändler kann schnell einen anderen Sattel montieren, der Elektronikhändler hilft beim Setup der Smartwatch. Im stationären Einzelhandel bekommt der Kunde mehr Unterstützung als Online. Und welchen besonderen Service bieten Sie an?
8. Versandkostenfrei ab dem ersten Cent! Viele Onlineshops erheben Versandkosten, teilweise liegen diese erheblich über dem (unterstellten) Selbstkostenpreis. Das hält viele Käufer in letzter Sekunde davon ab, die Online-Bestellung auszuführen. Stattdessen entscheiden Sie, lieber offline Einkaufen zu gehen.
9. Kulanz, Umtausch, Rückgabe! Auf diesem Gebiert können Sie wirklich punkten! Statt starrerer Regeln bieten Sie individuelle Lösungen für jeden Kunden. Das kommt an!
10. Nachhaltigkeit! Das ist vielleicht das größte Argument auf lange Sicht, gerade jüngere Zielgruppen nehmen das extrem wichtig. Weil Sie keine Verpackung und keinen Versand anbieten müssen, sind sie ohne eigenes Zutun schon nachhaltiger als jeder Online-Kollege. Mit etwas zusätzlichen Aufwand (und nachhaltigem Verbrauchsmaterial von Zill Ladenausstattung) werden Sie noch nachhaltiger!
Förderung des stationären Einzelhandels und Innenstadtförderung gehen Hand in Hand.
Innenstadtförderung ist die Förderung des stationären Einzelhandels
Corona war ein Schock für alle und niemand weiß, wann die Pandemie endlich vorbei ist. Der Handel kann nach der Wiedereröffnung nicht so weitermachen wie bisher, es gibt definitiv ein „neues Normal“ in den Köpfen der Konsumenten. Fast alle Studien raten Händlern unisono, sich entlang der neuen Konsumentenbedürfnisse weiterzuentwickeln. Mit Unterstützung der Städte und Förderung durch den Staat die Digitalisierung vorantreiben und damit die Einkaufsbequemlichkeit sowie das Shopping-Erlebnis verbessern. Gerade bei den jüngeren Zielgruppen dreht sich alles um das Smartphone, an dessen Integration führt kein Weg vorbei.
Und zum Thema Klimaschutz und Verkehrswende: Städte müssen neue Mobilitätslösungen entwickeln und damit den innerstädtischen Handel fördern. Eine Wiederbelebung der Innenstädte wird nur im Gesamtpaket sinnvoll gelingen, neue Mobilitätsangebote gehören ebenso dazu wie eine konsumentenfreundliche Verkehrsführung, eine räumliche Konzentration des Einzelhandelsangebotes sowie möglichst einheitliche Öffnungszeiten.