Was passiert mit dem stationären Einzelhandel nach Corona?

Die Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie – das wünschen wir uns alle! Einzelhändler wollen ihre Läden ohne Einschränkungen betreiben, Kunden wollen endlich wieder ohne Auflagen shoppen gehen. Aber ist die Welt nach Corona noch die alte? Mitnichten, denn die Pandemie hat Menschen und Gesellschaft gründlich verändert – auch den Einzelhandel.

Endlich wieder öffnen, endlich wieder Kunden im Laden bedienen, endlich wieder Normalität. Nach der Pandemie wollen wir alle schnell wieder zurück ins alte (Geschäfts-)Leben. 

Inhaltsverzeichnis
●       Entwicklung Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz und Verbraucherpreise
●       Omnichannel-Händler überholen erstmals die reinen Online-Händler
●       Der Wandel von Besucherfrequenzen in deutschen Innenstädten
●       Erfolgreicher Neustart nach Corona durch Nutzung der eigenen Stärken

Im Lockdown haben wir es alle schon geahnt und uns gefragt, ob wir nach Corona wohl so weitermachen können wie bisher. Einzelhändler müssen sich auf ein geändertes Umfeld einstellen, um nach der Pandemie endlich wieder durchstarten zu können. Soviel steht fest: Nur mit neuen Konzepten wird der Einzelhandel zu alter Stärke zurückfinden. Wer einfach nur weitermachen möchte wie vor dem Lockdown, könnte irgendwann Probleme bekommen.

Wer genau wissen möchte, was sich ganz konkret im Umfeld verändert hat, dem hilft die aktuelle GfK-Studie mit dem Titel „Einzelhandel Europa 2020 und 2021“. In diesem Blogbeitrag wollen wir uns die wichtigsten Erkenntnisse der Studie ansehen und über mögliche Konsequenzen für den eigenen Laden nachdenken. Soviel vorweg: Neben einigen Risiken gibt es mindestens genauso viele Chancen für den stationären Einzelhandel.

Entwicklung Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz und Verbraucherpreise

Sie erinnern sich noch an die Finanzkrise von 2009? Schon damals wurde in einzelnen Ländern die Kurzarbeit eingesetzt, um die Auswirkungen auf die Menschen möglichst gering zu halten. In der Corona-Krise wurde Kurzarbeit nun EU-weit eingesetzt, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen und damit natürlich Einkommen und Kaufkraft privater Haushalte weitgehend stabil zu halten. Trotzdem spricht die GfK-Studie vom größten ökonomischen Schock seit dem zweiten Weltkrieg und beziffert den EU-weiten Rückgang des BIP mit besorgniserregenden 6,8%.

Südeuropäische EU-Staaten wie Italien und Spanien verzeichneten wegen der Abhängigkeit vom Tourismus große Einkommensrückgänge, in Deutschland liegt die Kaufkraft laut GfK auch nach der Pandemie weit über dem europäischen Durchschnitt. Die Hauptstädte und große Ballungszentren weisen in der Regel ein höheres Pro-Kopf-Einkommen auf als kleinstädtische und ländlich geprägte Regionen. Berlin und Wien stellen hier eine Ausnahme dar mit einem niedrigeren Pro-Kopf-Einkommen als der Landesdurchschnitt.

Die Kaufkraft ist vorhanden, profitiert haben davon vor allem der FMCG-Einzelhandel (Fast Moving Consumer Goods) mit einem Umsatzwachstum von 5,5% und natürlich der Onlinehandel. FMCG umfasst das Food- und Nearfoodsegment, alle anderen Bereiche blieben monatelang geschlossen. Wer konnte, hat die Umsatzverluste zumindest teilweise über neue Onlinekanäle kompensiert, hier gib es aber je nach Branche große Unterschiede. Der Zwang zum Rückzug auf die eigenen vier Wände (Cocooning) hat dem Einzelhandel mit Heimwerker- und Gartenbedarf einen unerwarteten Boom beschert. Zu den größten Verlierern gehört zweifellos der Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen, die Umsätze brachen in vielen Ländern um mehr als 20% ein, in besonders betroffenen Regionen mit harten Lockdowns lagen die Umsatzrückgänge des Bekleidungseinzelhandels auch weit über 30%.

Nun aber gibt es Lichtblicke und einige positive Entwicklungen! Corona-Restriktionen und Lockdowns haben die Möglichkeiten des privaten Konsums stark eingeschränkt. Weil der Staat unsere Einkommen in der Pandemie aber stabilisiert hat, hat sich die Sparquote zwangsweise erhöht. Jetzt wollen die Menschen das Geld endlich wieder ausgeben, der Einzelhandel darf sich kurz- und mittelfristig auf höhere Umsätze freuen. Gleichzeitig sehen wir im gesamten Euroraum einen Anstieg der Preise, die Inflationsrate ist schon im Sommer 2021 auf einem neuen Höchststand, die neue Angebotsknappheit und längere Lieferzeiten werden weitere Preiserhöhungen mit sich bringen. Das Umfeld für Ihren Erfolg könnte kaum besser sein!

Omnichannel-Händler überholen erstmals die reinen Online-Händler

Viele Dinge des täglichen Lebens, für die wir sonst das Haus verlassen hätten, fanden im Lockdown in den eigenen vier Wänden statt, selbst Schule und Arbeit haben sich nach hause verlagert. Das hat die Nachfrage nach Computern und Bildschirmen sowie TV-Geräten und Spielekonsolen explosionsartig steigen lassen. Im Einzelhandel mit technischen Konsumgütern hatten jetzt erstmals die Omnichannelhändler ein stärkeres Wachstumstempo als reine Onlinehändler. Natürlich ist das nur ein winziger Ausschnitt, zeigt aber, welches Potential im stationären Einzelhandel steckt, wenn die Barriere zum Online-Handel erstmal gefallen ist. Lange schon haben es Marktbeobachter prophezeit: Dem Omnichannelhändler, der Laden und Onlineshop und weitere Kanäle geschickt vernetzten kann, gehört die Zukunft! In diesem Segement – Einzelhandel mit technischen Konsumgütern – holt Omnichannel jetzt schon massiv auf.

Der Omnichannelhandel macht den Einzelhandel extrem krisenfest, auf jeden Fall krisenfester als reine Onlinehändler bzw. konventionelle Ladenbesitzer ohne digitales Standbein. Wie wichtig das Attribut krisenfest ist, das wissen wir seit dem Frühjahr 2020 nun wirklich alle!

Der Wandel von Besucherfrequenzen in deutschen Innenstädten

Auch hier kennen Sie das Ergebnis bereits, die Mechanismen eines Teufelskreises beschleunigen die Abwärtsspirale immer weiter: Schwindende Besucherfrequenzen bedingen einen Rückgang des Einzelhandelsangebotes in deutschen Innenstädten, der Rückgang des Angebotes ist wiederum mit einem weiteren Rückgang der Besucherfrequenzen verbunden. Bis der Letzte schließlich das Licht ausmacht? Nein, es gibt sehr vielversprechende Lösungsansätze!

Großstädte mit über 500.000 Einwohnern hatten mit annähernd zwei Dritteln prozentual den größten Rückgang an Besuchern in den Innenstädten zu verzeichnen, mit dem Ausbleiben der jetzt im Homeoffice arbeitenden Tagbevölkerung, ist der Pendelverkehr in den großen Innenstädten deutlich reduziert. Die Regeneration der Innenstädte und Fußgängerzonen nach den Lockdowns hat längst begonnen, wobei auch hier mittelgroße Städte besser abgeschnitten haben als Großstädte, allen voran Lübeck und Koblenz.

Das wünschen wir uns alle: Volle Innenstädte bedeuten viele Kunden im Laden und gute Umsätze.

Aber auch der Staat hat die Innenstadtförderung längst als neues Aufgabenfeld entdeckt und öffnet ein Füllhorn unterschiedlicher Förderprogrammen, die allesamt für den stationären Einzelhandel geeignet sind. So enthält die Überbrückungshilfe III einen üppigen Fixbetrag für Digitalisierung, mit der Händler Ihre Online-Aktivitäten ausbauen können. Andere Fördermittel dienen dem Aufbau lokaler Online-Plattformen, damit Online-Kunden den Klick (und den Umsatz) auch tatsächlich in der eigenen Stadt lassen können.

Wer nach dem Stichwort Innenstadtförderung googelt, findet auf den vordersten Plätzen eine Maßnahmenliste der Bundesländer zur Innenstadtförderung, allein in Bayern gibt es einen Sonderfonds „Innenstädte beleben“, eine Soforthilfe „Bayern hilft seinen Händlern“, ein Förderprogramm „Digitale Einkaufstadt Bayern“, ein Fitnessprogramm „Starke Zentren“ und das Projekt „Stadtimpulse“. Kombinieren Sie das Suchwort Innenstadtförderung mit dem Namen Ihrer Stadt und Sie finden garantiert zahlreiche weitere Fördertöpfe, die an Ihrem Standort greifen.

Erfolgreicher Neustart nach Corona durch Nutzung der eigenen Stärken

Starthilfe und Förderungen sind das eine, langfristigen Erfolg bekommen Sie damit nicht geschenkt, Einzelhändler müssen ihre Relevanz in der Zeit nach Corona täglich unter Beweis stellen. Die Rahmenbedingungen stimmen, die Menschen wollen zu Ihnen und suchen den persönlichen Kontakt zu einem Berater. Genau hier liegt die Stärke des stationären Einzelhandels, hier können wir punkten und uns vom unpersönlichen und größtenteils inkompetenten Onlinehandel sowie Amazon & Co. abgrenzen.

Verkäufer im Einzelhandel Textil: Freundliche, kreative und kompetente Typberatung!

Die Beratung ist und bleibt die Kernkompetenz des stationären Handels, wir sind die Fachhändler, die Sortimente mit Liebe und Kompetenz zusammenstellen und Kunden beraten, welche Produkte zu ihren Bedürfnissen passen. Ein guter und erfahrener Verkäufer im Textil-Einzelhandel, egal ob Damenboutique oder Herrenausstatter, zaubert individuell passende und in sich stimmige Outfits zusammen, Kombinationen auf die Kunden selbst niemals kommen und kein Algorithmus nachbauen könnte. Das Ergebnis: Ein Outfit für Ihren Typ, mit Harmonie in Farbe und Form, abgestimmt auf die neuesten Modetrends und mit schicken Accessoires.

Kunden wollen endlich die monatelange Isolation überwinden und freuen sich auf Ihren Laden. Endlich wieder klassisches Einkaufsbummeln und Shoppen neu erleben, Kleidung und Schuhe sehen und riechen, anfassen und anprobieren. Der persönliche Kontakt zu einem Verkaufsberater statt endloser Onlinekontakte in den eigenen vier Wänden. Gerade jetzt hat Ihr Laden viel mehr Relevanz, als Sie vielleicht denken.